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Verfasser Sebastian Hennig erweist sich als ein Meister der leisen und der Zwischentöne. Behutsam didaktisch erschließt er dem Leser den nur scheinbar so zeitenfernen Dichter. Zudem weiß er verblüffende Verbindungen vom Werk Fontane`s zu aktuellen Geschehnissen herzustellen.

zum Buch

Frühling

Frühling

Theodor Fontane

Das lyrische Ich in Theodor Fontanes (1819-1898) untenstehendem Gedicht rückversichert sich der Wiederkehr des Frühlings. Dass der neue Lenz erwacht, erkennt das Ich am untrüglichen Grünen der Zweige. Im Wechselspiel zur sich regenden Natur wird auch der Gemütszustand des lyrischen Ich erfahrbar, welches die Veränderungen zwar deutlich beobachtet, noch aber Zweifel hegt im Hinblick auf die sehr zeitigen Anzeichen. Die Knospen des alten Apfelbaums, die trotz seiner Betagtheit wieder austreiben, überzeugen schließlich auch den Zweifler neuen Mut zu schöpfen.

 

Ulrike Unger

  

 Theodor Fontane

 Frühling

 

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch"
Die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt; "Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai."

O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

 

Vorschaubild: Romi Tennstedt

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