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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Das Oderbruch

Das Oderbruch

Dörte Suhling

Naturparadies und Speisekammer Berlins

Das Oderbruch zählt zu den schönsten Landschaften Brandenburgs. Ganz im Osten des Bundeslandes zwischen der Stadt Oberberg im Landkreis Britz-Chorin-Oderberg im Norden und der Stadt Lebus im gleichnamigen Amt im Süden unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze gelegen, ist das etwa60 Kilometer lange und bis zu 20 Kilometer breite Gebiet mit nur zwei bis fünf Metern über dem Meeresspiegel die am tiefsten gelegene Landschaft in der Mark Brandenburg.

Eine wilde Landschaft wird urbar gemacht

Oder-Havel-Kanal
Oder-Havel-Kanal

Die nur 50 bis 80 Kilometer von Berlin entfernte wilde Landschaft im Binnendelta der Oder wurde bis ins 18. Jahrhundert regelmäßig überflutet. Die Wassermassen wälzten sich dabei entlang der Oder und ihrer vielen Nebenarme, bildeten Seen und Lachen von verschiedener Größe und überschwemmten mehrmals jährlich die Flussufer- und Auengebiete.

Ab 1735 erfolgte die von Friedrich I. (1712–1786) in Auftrag gegebene Begradigung der Oder, die zwischen 1747 und 1762 mit der Trockenlegung des Oderbruchs ihren Höhepunkt fand. Heute noch erinnert ein im Jahr 1905 von Hans Weddo von Glümer (1867–1915) errichtetes Denkmal an den Auftraggeber.

In der neugestalteten Kulturlandschaft sind durch den Bau verschiedener Kanäle und Eindeichungen ca. 32 500 Hektar Ackerland entstanden, das überaus fruchtbar ist. Heute zeugt vor allem der Name Oderbruch noch vom ehemaligen Überflutungsgebiet, denn der aus dem mittelhochdeutschen stammende Begriff „Bruch“ (Aussprache mit langgezogenem U) kann mit „Sumpf“ oder Moor“ übersetzt werden.

Das Oderbruch wird besiedelt

Nach der Trockenlegung des Oderbruchs begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch die Besiedlung dieses fruchtbaren Gebietes. Insgesamt entstanden etwa 40 Dörfer, in den rund 1 500 Familien eine neue Heimat fanden.

Für die Besiedelung des Oderbruchs wurden ganz bewusst Neusiedler aus dem Gebiet außerhalb Preußens angeworben, die u. a. auf Böhmen, Schwaben, Franken, Mecklenburg, dem Vogtland, der Pfalz und Württemberg, aber auch aus Polen, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern kamen.

Noch heute erinnern viele Ortsnamen an die Neuansiedlungen der damaligen Zeit, die vielfach mit der Vorsilbe „Neu…“ beginnen, wie z. B. Neuküstrinchen, Neureetz, Neuhardenberg, Neulewin, Neulietzegöricke oder Neuranft. An französische Neusiedler erinnern noch heute Ortsnamen wie Croustillier, ein kleiner Ort in der Nähe des Oder-Neiße-Radweges, Beauregard oder Vevais, eine Neugründung von Siedlern aus der französischen Schweiz.

Schöpfwerk Liepe
Schöpfwerk Liepe

Wirtschaftliches Potenzial durch Landwirtschaft und Tourismus

Das Oderbruch, nach der Trockenlegung vor ca. 250 Jahren eine sehr fruchtbare Landschaft, wird oft scherzhaft als Vorrats- bzw. Speisekammer Berlins bezeichnet. Die flachen Böden im Landschaftsraum des ziemlich waldarmen Oderbinnendeltas sind für den Anbau von Kartoffeln, Zwiebeln und frischem Gemüse besonders geeignet.

Neben der Landwirtschaft wurde die touristische Infrastruktur stetig weiterentwickelt. Die Landschaft rund um das Oderbruch zählt daher heute zu den beliebtesten Fremdenverkehrsregionen in Brandenburg.

Das unverwechselbare Naturparadies Oderbruch ist zu jeder Zeit eine Reise wert: im Frühjahr, wenn die Störche sich ihre alte Heimat zurückerobern, im Sommer, wenn der Raps das Bruch in ein gelbes Farbenmeer verwandelt, im Herbst, wenn zu Kartoffelfeuern und Erntefesten eingeladen wird – oder im Winter, wenn sich die gesamte Landschaft in Schnee und Nebel hüllt

Hochwasser als ständiger Begleiter

Trotz erfolgter Eindeichung und Trockenlegung, um Besiedlung und wirtschaftlicher Nutzung des Oderbruchs zu ermöglichen, gehört die Gefahr von Überflutung und Hochwasser zum ständigen Begleiter der Bewohner dieser neu geschaffenen Kulturlandschaft.

Die größte Hochwasserkatastrophe des 20. Jahrhunderts ereignete sich im Oderbruch im Jahr 1947, bei der das Wasser sogar die etwas weiter von der Oder entfernte Stadt Bad Freienwalde erreichte und über 20 000 Menschen ihr Heim verloren. Auch die Hochwasserkatastrophen im Sommer 1997 sowie im Frühjahr 2010 zogen große wirtschaftliche Schäden nach sich.

Mit verschiedenen Maßnahmen zum Hochwasserschutz wie etwa der Sanierung oder Neuerrichtung von Deichen oder der Schaffung von Rückhalteräumen nach dem Motto „Gebt den Flüssen mehr Raum“ versuchen die verantwortlichen Stellen, durch Investitionen und gezielte Projekte die Auswirkungen der Hochwasser und Überflutungen auf ein Minimum zu reduzieren.

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Bildquellen:

Oderhänge Mallnow und Oderbruch Urheber: Lienhard Schulz via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

Oder-Havel-Kanal, Oderbruch und Neuenhagener Insel Blick vom Schiffshebewerk Niederfinow Urheber: Eva K. - Eva K. via Wikimedia Commons GFDL 1.2

Schöpfwerk Liepe Urheber: Olaf Tausch via Wikimedia Commons CC BY 3.0

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