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Das Kräuterweib vom Hexenberg, Band 3

Bedeutung und Anwendung von Heil- und Gewürzpflanzen

Viola Odorata

Dieser kleine Begleiter für Küche und Kräutergarten bietet Ihnen allerlei wissenwertes über manch unbeachtetes Pflänzchen am Wegesrand, dazu einige Anwendungsbeispiele und Rezeptetipps.

Treuenbrietzen

Treuenbrietzen

Rita Dadder

Sabinchen – tugendhaft


„Sabinchenstadt“ nennt sich der Ort Treuenbrietzen. Er liegt im Land Brandenburg, 75 km südwestlich von Berlin und 32 km nord-östlich von Wittenberg entfernt. Ein Denkmal zu Ehren Sabinchens steht auch vor dem Rathaus der Stadt. Die Person ist Gegenstand des Bänkelsängerliedes „Sabinchen war ein Frauenzimmer“, das bis in die heutige Zeit viel gesungen wird. Dabei sagt dieses Lied (s. u.) nichts über die Herkunft oder den Wohnort Sabinchens. Lediglich von ihrem Verführer, der letztlich zu ihrem Mörder wurde, heißt es, dass er aus Treuenbrietzen kam. Doch auf den will sich die Stadt natürlich nicht berufen.

Der oder die Urheber des Liedes sind nicht bekannt. „Sabinchen“ gehört in die Kategorie der Moritaten-Gesänge, wie sie bis in die frühe Neuzeit auf Jahrmärkten beliebt waren. Sie wurden von „Bänkelsängern“ vorgetragen, die mit einem Stab auf Tafelbilder zeigten, auf denen die Geschichten, die sie zum Besten gaben, bildlich dargestellt waren. Vorweggenommenes Kino.

Tafel auf der Rückseite des Sabinchen-Denkmals
Tafel auf der Rückseite des Sabinchen-Denkmals

Auf einen weiteren Teil ihres Namens ist die Stadt stolz. Der ursprünglich nur „Brietzen“ genannte Ort erhielt den Zusatz „Treuen“, weil er im 14. Jahrhundert, als ein Betrüger namens Waldemar von Kaiser Karl IV. mit der Mark Brandenburg belehnt wurde, zu den wenigen Orten gehörte, die den rechtmäßigen Erben die Treue hielten.

Im Jahr 1537 führte Luther in Treuenbrietzen die Reformation ein. Da man ihm den Zugang zur Kirche verweigerte, predigte er unter einer Linde.

Heimatmuseum Treuenbrietzen
Heimatmuseum Treuenbrietzen

Am Ende des 2. Weltkriegs wurde Treuenbrietzen durch zwei grausame Ereignisse bekannt. Die Region war damals heftig umkämpft. Hier operierte auf deutscher Seite die sog. „Armee Wenck“. General Walter Wenck war der Offizier, auf den sich Hitler berief, wenn er im sog. Führerbunker vom möglichen „Endsieg“ sprach. Am 23. April 1945, zwei Wochen vor Kriegsende, trieben Wehrmachtsangehörige 131 italienische Zwangsarbeiter einer Munitionsfabrik in Treuenbrietzen in einen Wald und erschossen sie. Nur vier von ihnen überlebten das Massaker. Wenig später töteten russische Soldaten eine größere Zahl von deutschen Zivilisten. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um einen Vergeltungsakt.

Heute wird Treuenbrietzen von friedlichen Touristen besucht. Es ist der Geburtsort des populären deutschen „Box-Gentlemans“ Henry Maske und der Gemeindeteil Feldheim macht von sich reden, weil er sich selbständig mit Energie versorgt.

Darüber hinaus bleibt Sabinchen dem Ort treu verbunden.
Hier der Text des Liedes:

Sabinchen war ein Frauenzimmer,
Gar hold und tugendhaft
Sie diente treu und redlich immer
Bei ihrer Dienstherrschaft.

Da kam aus Treuenbrietzen
Ein junger Mann daher,
Der wollte so gerne Sabinchen besitzen
Und war ein Schuhmacher.

Sein Geld hat er versoffen
In Schnaps und auch in Bier
Da kam er zu Sabinchen geloffen
Und wollte welches von ihr.

Moritatensänger von Hieronymus Hess (1789-1850)

Sie konnt ihm keines geben
Drum stahl sie auf der Stell
Von ihrer treuen Dienstherrschaft
Sechs silberne Blechlöffel.

Doch schon nach siebzehn Wochen
Da kam der Diebstahl raus,
Da jagte man mit Schimpf und Schande
Sabinchen aus dem Haus.

Sie rief „Verfluchter Schuster,
Du rabenschwarzer Hund!”
Der nahm sein krummes Schustermesser
Und schnitt ihr ab den Schlund.

Ihr Blut zum Himmel spritzte
Sabinchen fiel gleich um;
Der böse Schuster aus Treuenbrietzen,
Der stand um ihr herum.

Sie tat die Glieder strecken
Nebst einem Todesschrei
Den bösen Wicht tun jetzt einstecken
zwei Mann der Polizei.

In einem finstren Kellerloch,
Bei Wasser und bei Brot,
Da hat er endlich eingestanden
Die schaurige Freveltot.

Und die Moral von der Geschicht
Trau keinem Schuster nicht!
Der Krug, der geht so lange zum Wasser
Bis daß der Henkel bricht.

Der Henkel ist zerbrochen
Er ist für immer ab
Und unser Schuster muss nun sitzen
bis an das kühle Grab.


*****

Fotos: Rita Dadder

Bild "Der Moritatensänger" von Hieronymus Hess (1799-1850).

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