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Arno Pielenz
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"... mein Leben, das allerqualvollste, das ein Mensch je geführt hat." So schrieb Heinrich von Kleist an eine seinem Herzen nahe stehende Verwandte wenige Stunden, bevor er sich mit seiner Todesgefährtin am Wannsee erschoss.

Werder (Havel)

Werder (Havel)

Ute Rosner

Blütenstadt an der Havel

Werder an der Havel ist eine Stadt in Brandenburg, im Landkreis Potsdam-Mittelmark, vor den Toren Berlins und Potsdams gelegen. Nähert man sich ihr, egal aus welcher Richtung kommend, bemerkt man schnell, sie ist rundum umgeben von Wasser. Schwielowsee, Glindower See, der Große Zernsee, der Große Plessower See und die Havel umfließen die Stadt und ihre Auen. Fast überall, wo man sich in Werder befindet, von welchem Punkt man auch schaut, man spürt, hört und sieht sie – die Nähe des Wassers.

Denn Werder – so der Name – ist „von Wasser umflossenes Land“.

Und das schon seit vielen Jahrhunderten.

Für die Menschen, die das Gebiet zum ersten Mal bewohnten und urbar machten, spielte die Nähe zum Wasser sicherlich eine wichtige Rolle.

Die ersten Ursprünge von Werder basieren wahrscheinlich auf einer slawischen Besiedlung, den Funden nach zu urteilen, die man hier und in der Umgebung im Laufe der Zeit entdeckte. Urkundliche Erwähnung fand der Ort 1317 in einer Bestätigungsurkunde des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, als der Ritter Sloteke, Truchess des Markgrafen, und dessen Brüder ihn für 244 Mark Brandenburgischen Silbers an das Kloster Lehnin verkauften. Im 14./15. Jahrhundert entwickelte sich Werder zu einem handwerklichen Nahmarkt, insbesondere für Schumacher und Lohgerber. Durch Kurfürst und Markgraf Friedrich II. von Brandenburg erhielt 1459 das Kloster Lehnin die Erlaubnis, am Sonntag vor dem Martinsfest einen Jahrmarkt in Werder abzuhalten. So gewann der Ort im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung. Seine wirtschaftliche Entwicklung setzte grundlegend im 18. Jahrhundert ein. Fischerei, Brauereien, Ziegeleien und die Landwirtschaft gaben dem Ort sein Gepräge. Letztere sollte bis in die heutige Zeit eine besondere Rolle spielen.

Abfahrt des Obstdampfers von Werder nach Berlin
Abfahrt des Obstdampfers von Werder nach Berlin

Der Sandboden in und um Werder und das milde Klima bildeten schon vor Jahrhunderten günstige Voraussetzungen für die Agrarkultur. Bereits die Mönche des Klosters Lehnin nutzten das Gelände vor allem für den Weinbau und begründeten damit eine lange Tradition. Im 14. Jahrhundert existierten etwa 240 Weinberge in Werder. Somit gehört der Weinbau neben der Fischerei zu den ältesten Gewerben der Stadt. Ende des 17. Jahrhunderts bemaß die Fläche der Weinberge ca. 100 Hektar. Heute ist der „Werderaner Wachtelberg“ das bekannteste Weinanbaugebiet von Werder, mit ca. 30000 Rebstöcken und Weinlehrpfaden. Südliche Hanglage, schnell sich erwärmende Kies- und Sandböden und die Nähe der Havelgewässer bringen ausgezeichnete Rot- und Weißweine hervor. Durch seine Lage gilt das Weinanbaugebiet Werders derzeit als das nördlichste weingesetzlich erfasste Anbaugebiet Europas.

Im 18. Jahrhundert ging der Weinbau zurück, dafür entwickelte sich, ebenfalls die günstigen klimatischen Bedingungen nutzend, der Obstanbau – mit Erfolg – und machte den Ort bald als „Obststadt“ bekannt. Das in Werder angebaute Obst brachte man nach Berlin, um es dort zu verkaufen. Auf dem Wasserweg wurden die Früchte in die Metropole „geschippert“. Und vor über 100 Jahren war der „Werdersche Markt“ der zentrale Ort in Berlin, um die schmackhaften Äpfel, Birnen, Kirschen und vieles mehr aus Werder zu erwerben. Der Obstanbau wurde damit zu einer wichtigen Erwerbsquelle für den Ort. Kirschen, Äpfel und Erdbeeren zählen zu den Obstarten, die heute vorrangig angebaut werden.


Blick über Werder/Havel
Blick über Werder/Havel

Kommt man nach Werder, wird man von der Idylle der schönen Umgebung eingefangen. Die anmutige Auenlandschaft mit ihren Seen bildet eine einzigartige Szenerie und bezaubert Kenner und Neuankömmlinge.

Obstbäume über Obstbäume gestalten darüber hinaus das Bild von Werder und seinem Umland. Auf dem eigens für die Erkundung der wundervollen Obstlandschaft angelegten Panoramaweg kann man Ort und Gegend am besten durchstreifen und auf sich wirken lassen. Im Frühjahr sorgen die zahllosen Obstbäume für ein einzigartiges Blütenmeer in und um die Stadt herum. So grandios war der Anblick wohl schon zu damaliger Zeit, dass man beschloss, ein Fest daraus zu machen. Seit 1879 wird in Werder das traditionelle Baumblütenfest gefeiert, mit Baumblütenkönigin, Festumzug Baumblütenball und natürlich unzähligen Touristen.

Aber nicht nur zu Fuß oder auf dem Fahrrad lässt Werder entdecken. Ein Trip mit dem Schiff auf der Havel und ihren benachbarten Seen bietet großartige Perspektiven von der Wasserseite auf Werders Umgebung, auch solche, die vom Land aus nicht immer sichtbar sind, interessante Erklärungen und Anekdoten vom Schiffskapitän inklusive.

So wurde die schöne Havellandschaft schon von vielen Fremden als Reiseziel entdeckt. Ist es im zeitigen Frühjahr hier noch relativ ruhig, füllen sich ab Ostern die Gewässer immer mehr mit Schiffen, Booten und kleinen Seglern. Reger Verkehr herrscht dann auf den Wasserstraßen. Und das gilt nicht nur für den Schiffsverkehr. Die Havelseen um Werder sind auch ein Eldorado für Wassersportler jeglicher Art, für Ruderer und Kajakfahrer ebenso wie für Wasserski-Sportler und Surfer. Von Gemütlichkeit ist dann nicht mehr soviel zu spüren, den landschaftlichen Eindrücken aber tut es keinen Abbruch.

Die historische Inselstadt ist das Herz von Werder. Ihr städtebauliches Konzept entstand im 17. Jahrhundert. Einige historische Gebäude befinden sich hier, darunter die Heilig-Geist-Kirche, im 19. Jahrhundert im neogotischen Stil entstanden anstelle älterer Vorgängerbauten, das Alte Rathaus, ebenfalls im 19. Jahrhundert erbaut, oder die katholische Kirche Sankt Maria Meeresstern mit ihren neoromanischen Formen. Es sind neben diesen architektonisch interessanten Bauten jedoch vor allem die alten Fischerhäuschen mit ihren hübschen Vorgärten in den engen, gepflasterten Gassen, die das malerische Bild der Inselstadt gestalten. Tatsächlich war diese schon immer mit geprägt von der Fischerei, dem traditionsreichsten und ältesten Gewerbe in Werder. Und auch heute sieht man sie noch – die Fischerboote und zum Trocknen ausgelegten Fischernetze an den Anlegestellen und Ufern der Insel. Dass noch immer reichlich in den Gewässern um Werder gefischt wird, davon zeugt der in den verschiedenen Fischbuden und Restaurants erhältliche, frisch gefangene Fisch. Nicht nur die Einheimischen wissen ihn zu schätzen. Auch die vielen, das ganze Jahr über anreisenden Touristen möchten ihn neben dem Genuss von schmackhaften Obstsäften und Weinen bei ihrem Besuch in Werder nicht missen.

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Bildquellen:

Luftbildaufnahme von Werder (Havel) – im Vordergrund, von links nach rechts fließend, die Havel. Im Hintergrund der Glindower See (links) und der Große Plessower See (rechts). Urheber: Stephan Grund, gemeinfrei

Lithographie: Abfahrt des Obstdampfers von Werder nach Berlin (1881) gemeinfrei

Blick über Werder/Havel Von Z thomas - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24...

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