Im Jahre 1750 forderte Friedrich II. den Bau eines Dorfes namens „Nowawes“ (ursprünglich aus dem Tschechischen, übersetzt heißt es Neuendorf) für Handwerker aus Böhmen. Hauptsächlich um einwandernde Weber und Spinner bemühte sich der König. 1767 werden in dem schon auf über eintausend Einwohner angewachsenen Dorf 228 böhmische Bürger verzeichnet. Erst 1907 wurden das deutsche Dorf „Neuendorf“ und das böhmische Dorf zu einem gemeinsamen Ort namens Nowawes vereinigt. Übrigens entstand auch der Berliner Bezirk Neukölln aus einer böhmischen und einer deutschen Gemeinde – aber das nur am Rande. Der Name Nowawes hatte jedoch nicht lange Bestand. Die Nazis versuchten, sämtliche slawisch klingenden Ortsnamen östlich der Elbe von der Landkarte zu tilgen, und so gaben sie dem Dorf den Kunstnamen „Babelsberg“. Die böhmische Kultur war zu dieser Zeit aber ohnehin nicht mehr allgegenwärtig. Erst ab 1993 wurde das „1. Böhmische Weberfest“ veranstaltet und wieder an die Geschichte der „Ureinwohner“ Babelsbergs angeknüpft. Drei Tage im Juni bevölkern Kunsthandwerker und Artisten, nicht nur aus Potsdam, sondern auch aus der heute zu Tschechien gehörenden Region Böhmen, den dörflich anmutenden Weberplatz. In Babelsberg kümmert sich außerdem der „Förderkreis Böhmisches Dorf“ seit 1992 um die böhmische Geschichte Babelsbergs.
Weitere Informationen:
Böhmisches Weberfest
Weberplatz
14482 Potsdam-Babelsberg
Tel.: 0331 / 707059
(Förderkreis Böhmisches Dorf)
Internetauftritt: https://www.facebook.com/Weberfest
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Bild- und Textquelle:
Jüttemann, Andreas: Potsdam: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, 2015, Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)