Brandenburg-Lese

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Christoph Werner
Um ewig einst zu leben

Roman

Um 1815 zwei Männer, beide Maler - der eine in London, der andere in Dresden; der eine weltoffen, der andere düster melancholisch. Es sind J. M. William Turner und Caspar David Friedrich. Der Roman spielt mit der Verbindung beider.

Auch als E-Book erhältlich 

Parsteiner See

Parsteiner See

Tiffany Tabbert

„Pack die Badehose ein, nimm das kleine Schwesterlein – und dann ab mit dir zum Parstein-See!“

Oma ging voran, links und rechts ein Enkelkind. Die drei anderen trotteten hinterher. Opa, Tante und Onkel - mit Badetaschen und Decken bewaffnet - bilden die Nachhut.

Großfamilienausflug zum Parsteiner See! Es gab eigentlich genug Badeseen um die Ecke. Mecklenburg-Vorpommern ist reich an Wasser, oft fahren wir mit dem Rad an einen der vielen Seen. Doch Opa hat seine Jugend in Brandenburg am Parsteiner See verbracht. Da nimmt man einmal im Jahr gern die Stunde Fahrt mit dem Auto in Kauf. Bei brütender Hitze! Und es lohnt sich. Das Wasser ist glasklar und man muss Ewigkeiten und hunderte Meter gehen um in tiefere Gefilde zu kommen. Opa erklärt: „Hier war früher die Kuhtränke, weil der See hier so flach ist." Für uns Enkelkinder ideal, auch weil wir Kleinen dann keine Angst vor dem „untergluggern" des älteres Cousins haben müssen.
Wir mieten ein Kanu. Opa fährt mit mir das Ufer entlang, durch Schilf in eine kleine Bucht. Er zeigt mir das Grundstück, das eigentlich ihm gehören sollte. Er wurde enteignet und hatte nie Lust um das Land zu kämpfen. Heute akzeptiere ich seine Entscheidung, damals war es mir unbegreiflich so ein schönes und idyllisches Stück Erde aufzugeben... Denn die Umgebung ist herrlich! Türkis-blaue Wasseradern durchziehen den See. Wenn man an den Ufern schnorchelt sieht man kleine Fische, manchmal auch einen großen. Der Seegrund ist sandig, die Badestellen haben wenig Algen und Pflanzen.

Das Urmesstischblatt von 1842 zeigt die heutige Halbinsel Pehlitzwerder noch deutlich als Insel
Das Urmesstischblatt von 1842 zeigt die heutige Halbinsel Pehlitzwerder noch deutlich als Insel
Das war nicht immer so. Zu DDR-Zeiten wurden die umliegenden LPG-Felder mit dem Wasser aus dem See getränkt. Dieses Wasser, angereichert mit Gülle und Schadstoffen, floss dann zurück. Zusätzlich wurde intensive Karpfenzucht betrieben. Die Fische wurden mit 2 Tonnen Mais pro Woche gefüttert. Dadurch hatte der See kaum Möglichkeit genug Sauerstoff anzureichern. Teilweise wurde sogar ein Badeverbot verhängt. Es war schade um den sehr geschichtsträchtigen See.
Denn die erste Besiedlung des Gebietes fand wohl schon in der Jungsteinzeit statt. In der Nähe des Sees wurden Großsteingräber gefunden und auf den südlichen Hügeln sollen bis in die Neuzeit noch Dolmen (kultische Steinbauten) gestanden haben. Diese sind angeblich als Steinbruch missbraucht worden und zerstört. Auch der Eberswalder Goldschatz wurde nur wenige Kilometer entfernt gefunden und ist auf 9. Jahrhundert vor Chr. datiert (er befindet sich in der Eremitage in St. Petersburg).
Auf der Halbinsel Pehlitzwerder im Süden des Sees wurde im 13. Jahrhundert das Kloster Mariensee gegründet. Damals war Pehlitzwerder noch eine Insel und beherbergte einen slawischen Ringwall inklusive Burg. Geldgeber und Unterstützer für das Kloster waren die Enkel Ottos des I. von Brandenburg. Aus Angst vor steigendem Wasserstand und schlechter landwirtschaftlicher Lage verlegten sie das Kloster ins 8 Kilometer entfernte Chorin. Zeugen der damaligen Zeit sind nur noch die Mauerreste und erkennbaren Wasserabflussgräben.

 

Der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) schrieb:

„Dieser weitgedehnte See, überall eingefaßt durch prächtig geschwungene Uferlinien, gewährt ein Landschaftsbild voll imponierender Schönheit; aber dieser Schönheit vermählt sich eine Sterilität, wie sie an märkischen Seen nur selten getroffen wird. Die Ufer, wenn sie Basalt wären, könnten nicht unfruchtbarer sein. Keine Spur von Grün bedeckt die sandgelben, in ihren Formen nicht unmalerischen Abhänge, kein Saatfeld läuft wie ein grünes Band von den Hügeln zum See hernieder, kein Laubholz, kein Tannicht, keine Decke grünen Mooses. Diese absolute Öde, nur einmal zur Rechten durch eine Turmspitze unterbrochen, ist an sich nicht ohne einen gewissen Zauber, aber das Gefühl, daß hier die Grundelemente zu einem märkischen Landschaftsbilde ersten Ranges nur geboten wurden, um von seiten der Kultur unbenutzt zu bleiben, verkümmert die Freude an dem, was wirklich vorhanden ist."

In über hundert Jahren hat sich der See zum positiven geändert. Bäume, Moos und Grün wuchs heran. Der Zauber blieb und heute komme ich immer wieder gern hierher und genieße Zeit am Parsteiner See.

*****

Foto:

Parsteiner See - Urmesstischblatt von 1842 - gemeinfrei

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