Oma ging voran, links und rechts ein Enkelkind. Die drei anderen trotteten hinterher. Opa, Tante und Onkel - mit Badetaschen und Decken bewaffnet - bilden die Nachhut.
Großfamilienausflug zum Parsteiner See! Es gab eigentlich genug Badeseen um die Ecke. Mecklenburg-Vorpommern ist reich an Wasser, oft fahren wir mit dem Rad an einen der vielen Seen. Doch Opa hat seine Jugend in Brandenburg am Parsteiner See verbracht. Da nimmt man einmal im Jahr gern die Stunde Fahrt mit dem Auto in Kauf. Bei brütender Hitze! Und es lohnt sich. Das Wasser ist glasklar und man muss Ewigkeiten und hunderte Meter gehen um in tiefere Gefilde zu kommen. Opa erklärt: „Hier war früher die Kuhtränke, weil der See hier so flach ist." Für uns Enkelkinder ideal, auch weil wir Kleinen dann keine Angst vor dem „untergluggern" des älteres Cousins haben müssen.
Wir mieten ein Kanu. Opa fährt mit mir das Ufer entlang, durch Schilf in eine kleine Bucht. Er zeigt mir das Grundstück, das eigentlich ihm gehören sollte. Er wurde enteignet und hatte nie Lust um das Land zu kämpfen. Heute akzeptiere ich seine Entscheidung, damals war es mir unbegreiflich so ein schönes und idyllisches Stück Erde aufzugeben... Denn die Umgebung ist herrlich! Türkis-blaue Wasseradern durchziehen den See. Wenn man an den Ufern schnorchelt sieht man kleine Fische, manchmal auch einen großen. Der Seegrund ist sandig, die Badestellen haben wenig Algen und Pflanzen.
Der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) schrieb:
„Dieser weitgedehnte See, überall eingefaßt durch prächtig geschwungene Uferlinien, gewährt ein Landschaftsbild voll imponierender Schönheit; aber dieser Schönheit vermählt sich eine Sterilität, wie sie an märkischen Seen nur selten getroffen wird. Die Ufer, wenn sie Basalt wären, könnten nicht unfruchtbarer sein. Keine Spur von Grün bedeckt die sandgelben, in ihren Formen nicht unmalerischen Abhänge, kein Saatfeld läuft wie ein grünes Band von den Hügeln zum See hernieder, kein Laubholz, kein Tannicht, keine Decke grünen Mooses. Diese absolute Öde, nur einmal zur Rechten durch eine Turmspitze unterbrochen, ist an sich nicht ohne einen gewissen Zauber, aber das Gefühl, daß hier die Grundelemente zu einem märkischen Landschaftsbilde ersten Ranges nur geboten wurden, um von seiten der Kultur unbenutzt zu bleiben, verkümmert die Freude an dem, was wirklich vorhanden ist."
In über hundert Jahren hat sich der See zum positiven geändert. Bäume, Moos und Grün wuchs heran. Der Zauber blieb und heute komme ich immer wieder gern hierher und genieße Zeit am Parsteiner See.