Zugegeben, das Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf (Teltow) besuchten wir mit falschen Erwartungen. Der Tierfreund auf der Suche nach Informationen zur Wesensart und den Bedürfnissen dieser sympathischen, klugen Tiere, der vielleicht gar auf reale Begegnung mit Schweinen verschiedenster Rassen in einer Art Streichelzoo hoffte, wird eher enttäuscht. Das Museum widmet sich mit historischem Blick dem Schwein in erster Linie in seiner Funktion als Nutztier, seiner Zucht, seiner wirtschaftlichen Haltung und der Fleischproduktion.
Doch auch für den gemäßigten, immer mehr sich mäßigenden, (selbst)kritischen Fleischkonsumenten, der nicht ohne inneren Zwiespalt vor musealen Hackebeilen, Fleisch- und Eingeweidemodellen aus Gips, Speckdickenmeßgeräten und einer krachledernen Phantomsau zur Spermagewinnung steht, hat das Museum einen eigenen Reiz. Nämlich den des mit Leidenschaft, aber knappen finanziellen Mitteln ehrenamtlich unterhaltenen, deshalb leicht improvisiert und altmodisch anmutenden Hortes profunder Fachkenntnis für Fachleute mit Bildungsauftrag - was auf Laien immer ein wenig sonderlich und unverständlich wirkt, aber in seinem Idealismus und seiner Detailversessenheit auch unbedingt liebens-, beachtens- und erhaltenswert ist.
Man erhält Einblick in minutiös geführte Zuchtbücher, alte Stalldokumente, interessante Schwarz-Weiß-Fotos von kapitalen Ebern und Schweinezüchtern von Rang und Namen, bekommt einen Begriff von der regionalen Bedeutung der Schweinezucht angesichts zahlloser historischer Viehmarkt-Zeitungsannoncen und lernt artgerechte, praktikable Schweinehaltungsformen der Vergangenheit kennen, von denen heutige Massenproduktionstiere nur noch träumen können.
Ein wenig Sentiment gestehen sich die Fachleute erst im letzten Ausstellungsraum zu, in dem herziger, bunter Nippes in Ferkelform zusammengetragen wurde.
Am Ausgang kann der Besucher mit unbefriedigter Schweinesympathie, der die Eindrücke der illustrierten "Schlachtkörperzerlegung nach DLG-Schnittführung" abschütteln möchte, noch ein paar sehr schöne Postkarten mit naturalistischen Gemälden lebendiger Prachtschweine von H. Kampf erstehen.
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http://www.deutsches-schweinemuseum.de/index.php/d...
Öffnungszeiten:
Mai bis September
jeden Samstag 13-17 Uhr
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Bilder: Jean Gies