Zwerge sind den meisten Menschen heute noch aus den Märchen der Gebrüder Grimm bekannt. Insbesondere durch die Geschichte über Schneewittchen. Die Faszination von diesen winzigen Wesen hat also noch keinen Abbruch erhalten. Blickt man in die Überlieferung der einstigen Mark Brandenburg, finden sich zu diesen Fabelwesen viele spannende und beeindruckende Geschichten. Eine von ihnen soll hier erzählt werden.
Die Zwerge sollen zur gleichen Zeit in Brandenburg gelebt haben wie die Riesen. Doch waren diese Kreaturen wohl so klein, wurde in Rathenow erzählt, dass neun von ihnen gleichzeitig in einem Backofen Platz gefunden hätten. Unter der Ulme neben dem Haus des Küsters in Rahtenow hatten sie wohl ihren Ein-und Ausgang. Weil die Zwerge die Angewohnheit hatten, sich ihr Domizil unter der Erde einzurichten, wurden sie weithin auch als „die Unterirdischen“ bezeichnet. Waren sie gerade mit keinem Erdreich zufrieden, wählten sie sich ab und an auch verfallene Gebäude als ihr Zuhause. So hausten wohl im Keller des Klosters Chorin eine Zeitlang einige von ihnen.
Einst trug es sich zu, dass die Zwerge des Klosterkellers um ihre Fässer neue Bänder gelegt haben wollten. Kurzerhand holten sie sich den erschrockenen Küfer in ihr Reich, der ihnen dann, notgedrungen, den Gefallen erweisen musste. Die Zwerge holten den Mann nicht im eigentlichen Sinne. Vielmehr wisperten sie ihm in der Nacht immer wieder einen Treffpunkt und eine Uhrzeit ins Ohr, bis der Küfer, oder auch damals Bötticher genannt, den genannten Ort zu besagter Stunde aufsuchte. Als er dort ankam, da wartete bereits ein kleines Männchen auf ihn. Es redete ihm freundlich zu und beteuerte ihm, dass ihm kein Leid geschehen würde, so lange er tat, was ihm gesagt würde. Und so wurden dem Mann die Augen verbunden und er wurde hinabgeführt. Der Weg führte einen langen Gang entlang, das Ziel stellte sich als ein geräumiger Keller dar, in welchem bereits viele andere Zwerge auf die Ankunft des Küfers warteten. Erst als er den Keller betrat, wurde ihm die Augenbinde abgenommen. Die kleinen Leute um ihn her, so sah er, waren eifrig und emsig mit den verschiedensten Dingen beschäftigt, sprachen allerdings kein einziges Wort. An den Wänden rings umher standen 12 große Fässer, an die er nun die neuen Bänder zu legen hatte. Als Bezahlung für seine Dienste durfte sich der Küfer von jedem der 12 Goldhaufen neben den Fässern einen Teil nehmen. Als er sein Werk vollendet hatte, wurde ihm erneut die Augenbinde angelegt und er wurde von dem gleichen Zwerg wie zuvor an die Oberfläche zurückgebracht. Nun war der Küfer kein abergläubischer Mann und war der Meinung er habe das alles geträumt. Als er aber am nächsten Morgen müde und erschöpft aus seinem Bett aufstand, so fand er die Goldmünzen der Zwerge in seiner Jackentasche.
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Vorschaubild: The Dwarfs at Work, 1870, Urheber: Goddard, Julia via Wikimedia Commons Gemeinfrei.