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Gerhard Klein

Dresden-Skizzen

Gerhard Klein stellt in seinen liebevollen Zeichnungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden dar und stellt sie in kurzen Beschreibungen vor. 

Angermünde

Angermünde

Dörte Suhling

Mittelalterliche Kleinstadt in der Uckermark

Auf halber Strecke zwischen Berlin und der vorpommerschen Ostseeküste liegt die Kleinstadt Angermünde. Die im Süden des brandenburgischen Landkreises Uckermark nahe der polnischen Grenze gelegene ehemalige Ackerbürgerstadt ist eingebettet in die idyllischen Landschaften des Nationalparks Unteres Odertal und des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Aber nicht nur Naturliebhaber, sondern auch Geschichtsinteressierte kommen bei einem Besuch von Angermünde voll auf ihre Kosten.

Mit knapp 325 Quadratkilometern zählt Angermünde flächenmäßig zu den größten Städten Deutschlands, mit seinen aktuell rund 13 800 Einwohnerinnen und Einwohnern aber auch zu den am dünnsten besiedelten Gebieten im ganzen Land. Die Innenstadt blieb von Zerstörungen durch Kriegshandlungen des letzten Jahrhunderts weitestgehend verschont und im Kern erhalten. Damit ist der mittelalterliche Charme von Angermünde mit einem fast quadratischen Stadtgrundriss und einen gitterförmig angelegten Straßennetz sowie einer Vielzahl von Fachwerkhäusern für Gäste der Stadt bis heute nacherlebbar.

Wie die Stadt entstand

Die Entstehung Angermündes geht auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. Um 1210 entstand an einer strategisch wichtigen Kreuzung von Handelsstraßen eine Burg zum Schutz gegen die Pommern, in deren Umfeld sich deutsche Siedler niederließen. Auch die Sankt-Marien-Kirche, die älteste Pfarrkirche der Stadt, stammt aus dieser Zeit. Historiker nehmen an, dass die Verleihung des Stadtrechtes für die neu entstandene Siedlung auf das Jahr 1233 zurückgeht. Die erste nachweisbare urkundliche Erwähnung in alten Stettiner Urkunden stammt allerdings erst aus dem Jahr 1263.

Zwischen 1245 und 1250 ließen sich Franziskanermönche in Angermünde nieder und bauten eine Klosterkirche, die ursprünglich aus Feldsteinen errichtet und im 15. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik umgebaut und erneuert wurde. Besonders der Getreidehandel brachte ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Wohlstand für die Stadt und seine Bevölkerung. Die Stadt weitete sich aus, eine Stadtbefestigung wurde errichtet. Mit dem Sieg in der Schlacht von Angermünde 1420 und dem Friedensschluss zwischen Pommern und Brandenburg 1427 wurde die Uckermark und damit auch Angermünde endgültig dem Land Brandenburg zugeordnet.

Angermünde wird Kreisstadt

Durch mehrere Großbrände, die Besetzung durch schwedische Truppen um 1631, die Folgen des Brandenburgisch-Schwedischen Krieges (1671–1675) sowie des Siebenjährigen Krieges (1756–63) trug die Stadt schwere Schäden davon. Ein Großteil der Häuser wurde zerstört, viele Bewohner verließen die Stadt. Die Gebäude der Klosteranlage sowie Teile der Stadtbefestigung nebst vier Stadttoren wurden abgerissen, die freiwerdenden Baumaterialien für den Wiederaufbau der Stadthäuser verwendet.

1817 wurde Angermünde offiziell Kreisstadt, was zur Belebung der Stadt und deren Umgebung führte. Das Rathaus, ein Fachwerkbau, wurde erweitert, neue Amtsgebäude wie z. B. das Gerichtsgebäude am Markt oder das als Landratsamt genutzte Kreisständehaus entstanden ebenso wie verschiedene handwerkliche Betriebe, z. B. eine Eisen- und Metallgießerei, ein Krankenhaus, eine Gymnasiallehranstalt sowie die Eisenbahnanbindung an Schwedt und Bad Freienwalde. Angermünde entwickelte sich zum Verkehrsknotenpunkt im Nordosten Brandenburgs. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges wurde mit der Errichtung weiteren Wohnsiedlungen außerhalb der mittelalterlichen Stadtgrenzen begonnen.

Angermünde heute

Heute gehören neben der Kernstadt 23 weitere Ortsteile, größtenteils Wohnsiedlungen oder eingemeindete Orte, zu Angermünde. Mit der 1993 in Brandenburg durchgeführten Kreisgebietsreform verlor Angermünde den Status als Kreisstadt und ist heute amtsfreie Stadt. Im Jahr 2010 wurde Angermünde offiziell der Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen, was nicht nur der landschaftlich reizvollen Umgebung und der guten Luft, sondern auch dem gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtbild zu verdanken ist.

Auch heute noch bildet der Marktplatz den Mittelpunkt der ehemaligen Ackerbürgerstadt. Von dort aus führen rasterförmig schmale Gassen mit wunderschönen Häuserzeilen aus zweigeschossigen Fachwerkhäusern und Häusern mit Putzfassade, aber auch breite Straßen zur ehemaligen Stadtbegrenzung. Die zu Stadtgründung errichteten Kirchen wie die Sankt-Marien-Kirche oder die Franziskaner-Klosterkirche Peter und Paul prägen noch heute das Stadtbild. Die vorhandenen Reste der Stadtbefestigung mit dem Pulverturm stehen unter Denkmalschutz. An die ehemals zur Stadtbefestigung gehörenden vier Stadttore (Seetor, Berliner Tor, Prenzlauer Tor und Schwedter Tor) erinnern heute Findlinge und Informationstafeln, die an den Stellen der Tore aufgestellt wurden.

Ehm Welk – Ehrenbürger der Stadt

Einer der bekanntesten Söhne von Angermünde ist der Schriftsteller Ehm Welk (1884–1966), der in Biesenbrow, heute Ortsteil von Angermünde, geboren wurde. Mit seinen Episoden aus dem Leben der Dorfjugend von Kummerow erlangte er weltweite Berühmtheit. In Anerkennung seines Schaffens verlieh ihm die Stadt Angermünde im Jahr 1954 die Ehrenbürgerschaft. In der zu Ehren seines 90. Geburtstags im Jahr 1974 gegründeten Ehm-Welk-Gedenkstätte, heute Ehm-Welk-Literaturmuseum, erfahren Interessierte anhand von Fotos, persönlichen Sachen oder eigenen Texten Einblicke in das Leben des humanistischen Künstlers.


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Bildquellen:

Vorschaubild: Angermünde, Fotoflug Uckermark, 6. Juni 2018, Urheber: Ralf Roletschek/ Roletschek.at via Wikimedia Commons GFDL 1.2.

Angermuende - Heilig-Geist-Kapelle (Holy Ghost Chapel), 2013, Urheber: Colin Smith via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.0.

Rathaus Angermünde, 2016, Urheber: Steffen Zahn via Wikimedia Commons CC BY 2.0.

Geburtshaus von Ehm Welk (2012), Urheber: Jonas Rogowski via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.


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