Als Kurt Tucholsky (1890–1935) im Jahr 1912 sein Erstlingswerk „Rheinsberg – ein Bilderbuch für Verliebte“ verlegen ließ, ahnte er nicht, welchen nachhaltigen Erfolg er damit haben, aber auch der der kleinen Stadt im Norden Brandenburgs bescheren würde.
Ähnlich wie die Hauptpersonen der Tucholsky-Erzählung, Wölfchen und Claire, verbringen auch heute noch viele verliebte Pärchen ein Wochenende, eine Urlaubswoche oder auch länger in der romantischen Kleinstadt im Ruppiner Land, nicht weit von der großen Metropole Berlin und umgeben von kleineren und größeren Seen im Süden der Mecklenburger Seenplatte, wo die Welt an manchen Stellen stehen geblieben scheint.
Wo Friedrich die „glücklichste Zeit seines Lebens“ verbrachte
Wer Rheinsberg besucht, kommt am schönen Schloss am östlichen Ufer des Grienericksees kaum vorbei. Hier verbrachte der preußische Kronprinz Friedrich (1712–1786) einige Jahre seiner Jugendzeit, die er als König Friedrich II. lange nach der Thronbesteigung im Jahre 1740 als die „glücklichste Zeit seines Lebens“ bezeichnete.
Schloss Rheinsberg, das als u. a. Vorbild für Schloss Sanssouci diente, wurde im Jahre 1566 an der Stelle einer ehemaligen mittelalterlichen Wasserburg, die im 30-jährigen Krieg stark beschädigt und zerstört wurden war, errichtet. Nach verschiedenen Besitzerwechseln fiel das Schloss mit Park und Lustgarten 1734 an den preußischen König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), der es seinem Sohn Friedrich II. vermachte.
Umbau und Erweiterung des Schlosses
Der Kronprinz zog 1736 mit seiner Gemahlin, der Kronprinzessin Elisabeth Christine (1715–1797), nach Rheinsberg. Zusammen bewohnten beide den Südflügel des Schlosses. Bald darauf beauftragte der Kronprinz den Architekten Johann Gottfried Kemmeter (16??–1748) und nach dessen Tod den bekannten Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) mit dem Umbau und der Erweiterung des Schlosses, wie es bis heute erhalten ist.
Nach der Enteignung 1945 wurde das Schloss zu DDR-Zeiten als Klinik für Diabetiker genutzt. Nach der Wende gingen Schloss und Garten in den Besitz und die Bewirtschaftung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg über.
Schlossensemble heute Museum und Festspielstätte
Heute steht das Schloss nach einer umfangreichen Sanierung wieder Gästen und Besuchern offen. Außerdem ist das Kurt-Tucholsky-Museum in den Räumlichkeiten des Schlosses untergebracht. Im Schloss- und Lustgarten findet jedes Jahr im Sommer ein Open-Air-Festival für klassische Musik statt, das u. a. als Sprungbrett für internationale Nachwuchskünstler gedacht ist.
Rheinsberg – Ort literarischer Berühmtheit
Neben dem Bilderbuch für Verliebte von Kurt Tucholsky erlangte Rheinsberg insbesondere durch den brandenburgischen Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898) literarische Berühmtheit. Im 1862 erschienenen Band 1 „Die Grafschaft Ruppin“ seines Fünfbänders „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, ging Fontane in seinem wohl bekanntesten Werk auch ausführlich auf die beschauliche Kleinstadt und Schloss Rheinsberg sowie dessen Bewohner ein.
Hafendorf Rheinsberg
Nach ausführlicher Schlossbesichtigung und Stadtführung bietet die moderne maritime Ferienanlage Hafendorf Rheinsberg den passenden Rahmen für einen erholsamen Urlaub in Rheinsberg und der näheren Umgebung der Stadt.
In der unmittelbar neben dem Hafendorf liegenden multifunktionalen Arena „Siegfried-Matthus-Arena“ finden Konzerte und andere Events wie z. B. das Rheinberger Opernfestival der Kammeroper Schloss Rheinsberg statt. Hotel und Feriendorf bieten für jeden Anspruch das passende Urlaubsquartier.
Umgebung zu Fuß, mit dem Rad oder dem Boot erkunden
Natur, Literatur und Geschichte in und um Rheinsberg lassen sich zu Fuß, mit dem Rad oder auch auf dem Wasser mit dem Boot erkunden. Egal, ob beim Spaziergang durch die historische Altstadt mit Fachwerkhäusern, der St. Laurentiuskirche bis hin zum Schloss oder dem Besuch eines der vielen Museen in Rheinsberg.
Rheinsberg und Umgebung sind ein wahres Paradies für Wasserratten und Bootsfreunde. Touren mit dem Kanu, dem eigenen Boot oder mit der Fahrgastschifffahrt führen durch Seen und historische Kanäle. Und wer will, kann sich während des Bootsausfluges sein Abendbrot gleich selbst angeln, denn Fische gibt in dem vielen klaren Wasser mehr als reichlich.
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Bildquellen:
Vorschaubild, Blühende Feuchtwiese in Warenthin am Rheinsberger See, Juli 2013. Warenthin ist Stadtteil von Rheinsberg und gehört zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Urheber: Motmel via Wikimedia Commons, gemeinfrei
Schloss Rheinsberg, Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg. Urheber: Amodorrado via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Spritzenhaus in Rheinsberg-Heinrichsdorf in Brandenburg, Deutschland Urheber: Doris Antony, Berlin via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Hafendorf Rheinsberg. Urheber: Tnemtsoni via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)