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Karlheinz Fingerhut
Kennst du Franz Kafka?

Was für ein komischer Kauz muss dieser Kafka wohl gewesen sein, dass kaum ein Lehrer so recht weiß, wie ihn vermitteln. Dabei ließen sich Kafkas Texte mit Träumen vergleichen, und die kennt doch jeder.
Karlheinz Fingerhut ermöglicht in diesem Buch einen leichteren Zugang zum Menschen Kafka und zu seinen teils verwirrenden Werken.

Zehdenick

Zehdenick

Dörte Suhling

Die brandenburgischen Havel- und Klosterstadt

Eingerahmt von der Mecklenburgischen Seenlandschaft und dem Naturpark Uckermärkische Seen im Norden und Osten sowie am Rande des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin und des Stechlin-Ruppiner Landes nur etwa 60 Kilometer nördlich von Berlin entfernt liegt das brandenburgische Zehdenick. Die administrativ zum Landkreis Oberhavel gehörende amtsfreie Stadt steht schon seit langer Zeit für Erholung, Romantik und besonderen Charme. Insbesondere das direkt an der Havel gelegene Schloss ist für Besucher und Gäste der Stadt willkommener Anlaufpunkt. Seit 2013 darf sich die am internationalen Radweg Berlin-Kopenhagen und der Deutschen Tonstraße liegende Stadt Zehdenick auch ganz offiziell wieder Hansestadt nennen.

Vom „Fischerstädle“ zum Industriestandort an der Havel

Die erste urkundliche Erwähnung Zehdenicks stammt aus dem Jahr 1216. Am Rande des kleinen Fischerortes namens „Cedenic“ errichteten die hier ansässigen Askanier eine Burg, um sich gegen die Angriffe von Pommern und Dänen zu schützen. Und im Zuge des Burgbaus entwickelte sich rund um Zehdenick langsam städtisches Leben. Ab 1281 durfte sich Zehdenick offiziell „Stadt“ nennen.

Lange Zeit stritten sich die Brandenburg und Mecklenburg um die Besitztümer der stetig wachsenden Region Zehdenick. Erst ab Beginn des 15. Jahrhunderts gehörte die Stadt dauerhaft zu Brandenburg. Bereits Mitte des 15. Jahrhundert war die Stadt Zehdenick ein regional bedeutender Industriestandort mit Eisen- und Blechhammer. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kam die Brauerei als weiterer bedeutender Wirtschaftszweig hinzu. Das Zehdenicker Bier, wie z. B. die sogenannte „Klosterlauge“, war damals weit über die Grenzen der Stadt in ganz Brandenburg bekannt und beliebt.

Als die Hugenotten kamen

Stadtkirche Zehdenick
Stadtkirche Zehdenick

Der Zuzug von in Frankreich unter Ludwig XIV. (1638–1715) verfolgten Hugenotten hatte positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung von Zehdenick. Denn es waren zwei Hugenotten, die hier 1666 den ersten Hochofen errichteten und damit den Beginn der Waffenproduktion in der brandenburgischen Stadt begründeten. Zehdenick wurde damit Zentrum der Munitionsherstellung für die Armee von Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688), dem Großen Kurfürsten. Neben Kanonenkugeln wurde auch Bomben, Granaten, Töpfe, Hämmer und Kirchenglocken gegossen. Der von den Hugenotten errichtete Hochofen war über hundert Jahre lang in Betrieb. In dem später errichteten Hüttenwerk wurde bis 1817 gearbeitet. Heute erinnern verschiedenen Straßennamen wie z. B. die Schmelzstraße an diesen Abschnitt der Zehdenicker Stadtgeschichte.

Mühlen der verschiedensten Art

Mühlen spielten bei der wirtschaftlichen Entwicklung Zehdenicks eine große Rolle. Infolge der bereits im 13. Jahrhundert vollzogenen Aufstauung der Havel und des dabei entstandenen Mühlendamms konnte schon frühzeitig die Wasserkraft als Voraussetzung für das Betreiben der Mühlen genutzt werden. So gab es in Zehdenick z. B. eine Papiermühle, eine Ölmühle, mehrere Kornmühlen, eine Lohmühle sowie eine Schneidermühle.

Leidensjahre von Zehdenick

Die verkehrstechnisch günstige Lage der Stadt wirkte sich für die Entwicklung Zehdenicks nicht nur positiv aus. Immer wieder war die gut zu erreichende Stadt Ziel von Plünderungen, Kriegshandlungen und Überfällen. Mehrmals brachen Pestepidemien in Zehdenick aus, an denen große Teile der Stadtbevölkerung starben.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts vernichtete ein Großbrand große Teile der Stadt fast vollständig. Nach dem Wiederaufbau hatte die Stadt ab 1806 unter der Einquartierung der napoleonischen Armee stark zu leiden.

Mit der Eisenbahn kommen die Ziegeleien

Plan von Zehdenick
Plan von Zehdenick

Beim Bau der Eisenbahnlinie von Löwenberg nach Templin wurden bei Zehdenick riesige Tonvorkommen entdeckt. In der Folge entstanden in der Stadt zahlreiche Ziegeleien, in denen der Ton zu Ziegeln, Kalksandsteinen und anderen Baustoffen verarbeitet und vorrangig mit Binnenschiffen u. a. nach Berlin transportiert wurde. Aus dieser Zeit stammt auch der Ausspruch „Berlin ist aus dem Kahn gebaut“. Damit wurde Zehdenick nicht nur europäisches Zentrum der Ziegeleiherstellung, sondern auch der elektrisch betriebenen Binnenschifffahrt.

Kloster Zehdenick – den Frauen vorbehalten

Nach Stiftungen der Markgrafen von Brandenburg und deren Schwester Mechthild, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg wurde um 1250 das Kloster in Zehdenick ausdrücklich für Zisterzienserinnen gegründet. Der Standort Zehdenick wurde wahrscheinlich wegen seiner strategisch günstigen Lage ausgewählt. Auch das Hostienwunder in Zehdenick, das die Stadt zu einem Wallfahrtsort machte, soll bei der Standortwahl ausschlaggebend gewesen sein. Das Auftreten des sogenannten Wunderblutes bescherte sowohl dem Kloster als auch der Stadt Zehdenick große Einnahmen.

Nach der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts wurde den hier lebenden Frauen freigestellt, im Kloster zu bleiben oder die Einrichtung zu verlassen. Der Besitz des Klosters wurde in landesrechtliches Eigentum, das Kloster in ein „adliges Fräuleinstift“ umgewandelt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der größte Teil der Gebäude des Klosters zerstört. Die noch erhaltenen Teile wurden bei mehreren Großbränden stark in Mitleidenschaft gezogen.

Heute ist das Kloster als evangelisches Stift der Landeskirche Berlin-Brandenburg unterstellt. Es bietet Wohnräume für kirchliche Angestellte. Neben der Kirchgemeinde haben im Kloster auch das Posaunenwerk sowie eine Beratungsstelle ihren Sitz. Außerdem werden die erhaltenen Klostergebäude für öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Ausstellungen genutzt.

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Bildquellen:

Die Hastbrücke in Zehdenick, Landkreis Oberhavel, Brandenburg. Von Reinhard Kraasch - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13...

Stadtkirche Zehdenick Von Olaf Meister - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21...

Plan von Zehdenick mit Trockendock und Akkufabrik um 1900 Von Dr. Karl-Heinz Hochhaus - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63... File:2016 08 07 Zehdenick Trockendock IMG 8985 S P. beschriftet.JPG

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