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Berndt Seite

Augentrost

In den vielen Werkstätten des Anthropozän zieht Berndt Seite an den Fäden des Moments und befragt mit ihnen den längst abhanden geratenen Sinn des Lebens.

Falkensee

Falkensee

Dörte Suhling

Pendlerstadt und Tor zum Havelland

Die Stadt Falkensee liegt am westlichen Rande Berlins und gehört zu den bekanntesten Pendlerstädten im Speckgürtel der deutschen Hauptstadt. Eingebettet in die reizvolle Landschaft des Havellandes und des Bredower Forsts mit mehreren Seen grenzt Falkensee direkt an den Westberliner Stadtteil Spandau. Die Stadt im Osten des brandenburgischen Landkreises Havelland ist mit etwa 45 000 Einwohnerinnen und Einwohnern dessen bevölkerungsreichste und größte Gemeinde. Nicht zuletzt deshalb hat Falkensee als Mittelzentrum des Bundeslandes Brandenburg den Status einer Großen kreisangehörigen Gemeinde.

Falkensee spielte aufgrund seiner Lage direkt an der Grenze von sowjetischer Besatzungszone und Berlins britischem Sektor in der deutsch-deutschen Geschichte eine ganz besondere Rolle. Heute haben viele Berliner, die dem hektischen Trubel der naheliegenden Metropole entkommen wollen, in Falkensee eine neue Heimat gefunden.

Wie Falkensee zu seinem Namen kam

Anfang der 1920er-Jahre beschlossen die Vertreter der beiden Orte Falkenhagen und Seegefeld, ihre Gemeinden zusammenzulegen. Nach Zustimmung der preußischen Ministerien entstand 1923 eine neue Großgemeinde, deren Name als Kunstwort aus den Ortsbezeichnungen der beider ehemaligen Gemeinden gebildet wurde: Falkensee. Später wurde weitere Dörfer des näheren Umfelds eingemeindet, die heute Ortsteile der Stadt bilden. Noch heute ist der Zusammenschluss der beiden Ursprungsgemeinden im Stadtbild von Falkensee durch die zwei vorhandenen Stadtzentren erkennbar.

Die Ursprünge der Stadt

Die beiden Angerdörfer Seegefeld und Falkenhagen wurden 1265 bzw. 1336 erstmals urkundlich erwähnt. Im Gegensatz zu Falkenhagen bildete in Seegefeld ein großes Rittergut mit Gutshaus und Gutsanlage den Mittelpunkt des Dorfes. Schon Theodor Fontane (1819–1898) berichtete in seinen „Reisen durch die Mark Brandenburg“ von der Gastwirtschaft „Finkenkrug“, die etwas abseits der Gutsanlage von Seegefeld lag und sowohl von Brandenburgern als auch von Berlinern aus Spandau und Charlottenburg gern besucht wurde.

Die Siedler kommen

Der letzte Gutsherr in Seegefeld war der Berliner Kaufmann Bernhard Ehlers (1848–1919), der Ende des 19. Jahrhunderts Großteile seines Gutsbesitzes in einzelne Parzellen teilte und diese an Siedler aus Berlin und der näheren Umgebung verkaufte. Entscheidenden Einfluss auf die Ansiedlung hatte der 1846 begonnene Bau der Eisenbahnlinie von Berlin nach Hamburg mit einem Haltepunkt in Seegefeld, der 1848 eröffnet wurde.

Dunkle Zeit des Nationalsozialismus

Am Rande von Falkensee wurde zwischen 1943 und 1945 von den Nazis eines der größten Außenlager des KZ Sachsenhausen betrieben. Bis zu 2 500 männliche Häftlinge wurden hier in Zwangsarbeit zur Herstellung von Kriegsmaterial gezwungen. Ende April 1945 wurde das Lager von sowjetischen Truppen befreit. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde das ehemalige Lager zum Quarantänelager für Flüchtlinge, elternlose Kinder und ehemalige Kriegsgefangene genutzt. Heute ist das ehemalige Lagergelände zum Teil originalgetreu als Geschichtspark Falkensee eine Gedenkstätte für die Opfer der Nazizeit.

Falkensee wird Stadt

In der Zeit zwischen 1945 bis 1961 sank die Einwohnerzahl Falkensees rapide ab. Hauptgrund dafür war der Wegzug ganzer Familien in das nahegelegene Westberlin. Mit der Errichtung der innerdeutschen Grenze am 13.08.1961 wurde die Verbindung von Falkensee nach Berlin gekappt. Viele Falkenseer verloren ihre Arbeit und den Kontakt zu den Verwandten in der nahen Großstadt.

Kurz nach dem Mauerbau wurde Falkensee am 07.10.196, dem 12. Geburtstag der DDR, das Stadtrecht verliehen. Trotzdem entwickelte sich Falkensee, einst größte Landgemeinde Deutschlands, zu einer Kleinstadt als Sackgassenort im Schatten Berlins, einen Status, den die Stadt erst nach der „Wende“ 1989 ablegen konnte.

Boomtown nach der Wende

Nach Öffnung der innerdeutschen Grenze im November 1989 erlebte Falkensee einen wahren Bauboom. Die gute verkehrstechnische Anbindung an die nahegelegene Metropole über die B5, aber auch an den Berliner Autobahnring, war dafür ein entscheidendes Kriterium. Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu verdoppelt. Viele der Zuzügler arbeiten in Berlin. Aber auch zahlreiche Rentner zieht es im Ruhestand in die größte Stadt im Havelland, ist doch die dort vorhandene soziale Infrastruktur für Jung und Alt ausgebaut. Heute erinnern 13 Stelen, die von Falkenseer und Spandauern gemeinsam gestaltet wurden, an die hier verlaufende ehemalige deutsch-deutsche Grenze.


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Bildquelle

Vorschaubild: Blick auf den Falkenhagener See, 2006, Urheber: Thomas Düsterhöft via Wikimedia Commons CC BY 3.0 de.

Berliner Mauer zwischen Falkensee (links) und dem West-Berliner Bezirk Spandau, 1987, Urheber: Willy Pragher via Wikimedia Commons CC BY 3.0.

Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem Rathausplatz, 2005, Urheber: Serpens via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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