Von Suckow aus wollen die Jungs Louis und Maurice mit zwei stummen Begleitern über lange Alleen und sandige Pfade einen Teil des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin durchqueren. Anfangs scheint es mit den Eseln recht gut zu gehen. Sie sind es gewohnt, ausgeborgt zu werden. Die schokoladenbraune Emma lässt sich willig das Gepäck aufladen und das Zaumzeug anlegen. Olivia, eine hübsche Graue, trottet zügig los. Aber nur weil sie ihre Pflegerin reden hörten. Die ist allerdings bald außer Sichtweite, hat uns jedoch einige Eselregeln mit auf den Weg gegeben. Dann sind wir allein. Emma bleibt am Wegesrand stehen und frisst Gras. Olivia ebenfalls. Die Zeit vergeht. Was hat die Besitzerin gesagt? Gut zureden und bitten. Wir bitten die Eselinnen, mit uns zu laufen. Es passiert nichts. Beide fressen seelenruhig Gras. Wir schieben zu dritt Olivia sachte an. Es ist zwecklos. Hier, am Feldrand, zwischen gelbem Huflattich, grünen Grashalmen und knorrigen alten Bäumen, verpassen wir nichts. Und unsere vierbeinigen Begleiterinnen haben es nicht besonders eilig. Nur, bis zum Abend sollen wir 14 Kilometer zurückgelegt haben. Als könnte Emma Gedanken lesen, schaut sie kurz auf. Kauend bewegt sie sich ein Stück vorwärts. Wir frohlocken, jetzt geht es los! Nur ein paar Schritte, dann reißt jede Eselin wieder an einem Büschel Gras. Wir sehen uns an und zucken ratlos mit den Schultern. „Ruf die Frau an. Sie soll die Esel wieder abholen“, rät Maurice. Nein, das kommt nicht infrage. Ist doch peinlich, wenn wir jetzt schon aufgeben. Es ist früher Mittag.
Der sich endlos ziehende Sandweg liegt vor uns. Um ehrlich zu sein: Wir sind vor zwei Stunden aufgebrochen und nicht sehr weit gekommen. Wir grübeln, welche Eselregel wir nicht beachtet haben. „Lassen Sie die Tiere am Anfang bloß nicht grasen, sonst werden sie es weiter tun“, klingt es in meinem Ohr. Zu spät. Doch irgendwann geht es tatsächlich vorwärts. Louis hält die Leine kurz und stolpert hinter Emma her. Er singt ihr ein Lied vor. Emma nickt im Takt. Ein Dorf ist in Sicht. Ein paar Häuser, eine Kirche, ein Gutshaus. Die Esel wollen gleich am Ortsausgang rechts abbiegen, wir allerdings wollen weiter geradeaus. Am Feldrand bleiben die Esel wieder stehen. „Findest du, dass Esel bockig sind?“, fragt Maurice. „Bockig ist, glaube ich, das völlig falsche Wort. Vielleicht muss man den Sinn des Wortes auf Eselisch überdenken. Es könnte ‚Pause‘ heißen, oder: ‚Ihr lauft in die falsche Richtung.‘“ Louis und Maurice sehen auf die Karte. Es stimmt, wir hätten Olivia und Emma folgen sollen. Wir haben uns verlaufen. Dann passiert etwas Überraschendes. Louis sagt zu Olivia: „Komm, mein Eselchen“, und streichelt sie. Jetzt geht es zügig vorwärts. Es ist spät, als wir von unserer Wanderung zurück und kurz vor Suckow sind. Olivia hält an und schickt ein melancholisch lang gezogenes I-ah in die Stille. Emma macht es ihr nach. Sie werden erwartet, denn ihre Gefährten Emil, Elli und Elias rufen zurück.
Celine-Caravan
Suckow 41
17268 Flieth-Stegelitz
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Bild und Text: entnommen aus: Lange, Heidrum:Uckermark 99 Mal entdecken!, Halle (Saale):mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, 2016.