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Naturpark Schlaubetal

Naturpark Schlaubetal

Dörte Suhling

Im schönsten Bachtal Brandenburgs unterwegs

Wer der Großstadthektik Berlins entkommen will und Stille, Natur pur und Entschleunigung sucht, ist im Naturpark Schlaubetal genau richtig. Nur etwa 90 Kilometer südöstlich von Deutschlands größten Metropole, von Potsdam etwa 90 Autominuten entfernt, liegt das wohl „schönste Bachtal Brandenburg(s)“ im gleichnamigen Naturpark. Drei Viertel der in Brandenburg beheimateten Pflanzen und Tiere sind hier im Naturpark Schlaubetal zu finden, einige davon ausschließlich hier. Andere Besonderheiten des fast märchenhaft anmutenden Tals sind Wassermühlen und die Schlaubetalforelle.

Beeindruckende Artenvielfalt im Schlaubetal

Das Schlaubetal ist wie fast alle Landschaften Brandenburgs in den letzten beiden Eiszeiten entstanden. Die ganze Formenwelt der glazialen Serie ist hier wiederzufinden: von flachen Grundmoränen bis hin zu kuppigen Endmoränen und Sanderflächen. Mittendrin das wildromantische Tal der Schlaube, an ihren Ufern Sumpfwiesen, Moore, dichtes Gebüsch und Wälder. Wanderer hören ab und an das Klappern der Mühlen, die von dem klaren Wasser der Schlaube angetrieben werden.

Ebenso abwechslungsreich wie die Landschaft des Naturparks ist die Artenvielfalt der hier lebenden Pflanzen und Tiere. Über 1 000 Pflanzen- sowie knapp 200 Vogel-, 700 Schmetterlings- und weitere Tierarten wurden hier in den letzten Jahren von Naturschützern nachgewiesen, darunter 13 verschiedene Orchideenarten, Schrei-, See- und Fischadler, Sumpfschildkröten, Fischotter und Bachforellen. Aber auch sehr seltene Arten wie der Eisvogel oder der Hochmoorperlmutterfalter habe an der Schlaube ein zuhause gefunden.

Siehdichum und Müllrose

Das Amt Schlaubetal gehört administrativ zum brandenburgischen Landkreis Oder-Spree. Amtssitz der sechs Gemeinden im Amtsgebiet, in dem aktuell knapp 10 000 Menschen leben, ist die Gemeinde Müllrose im Norden des Tals, die auch liebevoll das „Tor zum Schlaubetal“ genannt wird.

Die Gemeinde Siehdichum ist erst im Rahmen eines Gemeindezusammenschlusses Anfang der 2000er-Jahre entstanden. Die Herkunft des etwas ungewöhnlichen Namens der Gemeinde hat geschichtliche Hintergründe. Das Schlaubetal war in früheren Zeiten ein beliebter Unterschlupf für Räuber und Wilderer und daher sehr unsicher für Besucher und Einheimische. Deshalb riefen sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Umgebung vor Betreten des Tals immer gegenseitig „Sieh dich um, bevor du ins Tal gehst“ zu. Den Räubern ist es aber letztlich zu verdanken, dass im Schlaubetal noch heute sehr alte Bäume und ganze Waldteile erhalten geblieben sind, die sonst dem Bau von Siedlungen zum Opfer gefallen wären.

Klemmkuchen – reine Männersache

Der Klemmkuchen hat im Schlaubetal und in ganz Brandenburg eine lange Tradition. Die ursprünglich aus Flandern stammende Backkunst ist nach Überlieferung in Brandenburg seit dem 12 oder 13. Jahrhundert bekannt. Die ältesten heute noch erhaltenen Klemmkucheneisen in Brandenburg stammen aus dem Jahr 1571.

Für den Klemmkuchen wird ein dünnflüssiger Teig aus Roggenmehl, Wasser und Speck angerührt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Dieser Teig wird in die Backform, einer vom Dorfschmied gefertigten Klemmzange gegossen und die Teigmasse dann über dem offenen Feuer gebacken. Da das Halten der eisernen Klemmplatten sehr viel Kraft erforderte, waren zumeist ausschließlich die Männer für das Klemmkuchenbacken zuständig.

Die ehemals als Fastenspeise der Bauern gedachten und lange haltbaren Kuchenplatten wurden später auch gerollt oder nach Belieben süß oder herzhaft gefüllt. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts kamen anstelle der ursprünglich rechteckigen Klemmplatten, die vom Schmied reich verziert und mit dem Initialen der jeweiligen Familie versehen wurden, auch runde Eisen zum Einsatz. Heute wird die Tradition des Klemmkuchenbackens bei vielen Volksfesten in Brandenburg am Leben gehalten.

Wandern, wandern und wandern

Das Schlaubetal bietet vielfältige Wandermöglichkeiten. Gäste können das Tal und den Nationalpark auf einen etwa 25 Kilometer langen Wanderweg, dem Schlaube-Wanderweg, zu Fuß erkunden, Wer lieber mit dem Rad unterwegs ist, der kann entweder einzelne kleine Radwege im Tal entlangfahren oder eine der Schlaubetal-Radtouren nutzen.

Bei den Touren durch den Nationalpark Schlaubetal gibt es neben der unberührten Natur und der zauberhaften Landschaft zahlreiche denkmalgeschützte Wassermühlen zu entdecken. Von den ehemals 17 Wassermühlen im Schlaubetal sind einige heute zu Gaststätten ausgebaut worden, so z. B. die Bremsdorfer Mühle. In der Ragower Mühle, die um 1600 von Johannitern gebaut wurde und die einzige Mühle im Schlaubetal mit erhaltener Technik ist, wurde neben einem Restaurant auch ein Mühlenmuseum eingerichtet. Hier können Gäste die Schlaubetalforelle, eine kulinarische Spezialität der Region, genießen, die entweder gebraten oder gedünstet als Schlaubetalteller serviert wird.

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Bildquellen:

Vorschaubild: Naturpark Schlaubetal, Großer Treppelsee Westufer, 2019, Urheber: Harry1944 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Schwerzkoer Mühle, 2011, Urheber: J.Rzadkowski via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Stubbenpilze, 2010, Urheber: J.Rzadkowski via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de.

NSG Schlaubetal Kleiner Schinkensee, 2008, Urheber: Altglienicker via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Klemmkucheneisen, 2011, Urheber: Ranofuchs via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Wegestein Walkemuehle, 2010, Urheber: J.Rzadkowski via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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