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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Zeuthen

Zeuthen

Dörte Suhling

Im Speckgürtel von Berlin

Mitten in der wohl schönsten Seenlandschaft Brandenburgs liegt die Stadt Zeuthen, direkt am Ufer des gleichnamigen Sees. Im Südosten von Berlin, nur wenige Minuten von der Stadtgrenze der deutschen Hauptstadt und wenig länger als eine halbe Stunde Fahrzeit vom Potsdamer Platz entfernt, hat sich Zeuthen im Laufe der Jahre neben Königs Wusterhausen, Eichwalde oder Wildau zu einem beliebten Wohnort im Speckgürtel Berlins entwickelt.

Dazu hat neben der reizvollen landschaftlichen Lage im seenreichen Dahmeland insbesondere die hervorragende verkehrstechnische Erreichbarkeit der Gemeinde beigetragen. Als Kontrast zur Größe und Hektik der nahegelegenen Metropole wirbt die Wohngemeinde Zeuthen heute mit dem Slogan „Wohnen im Grünen“ und verspricht damit einzigartige Wohn- und Lebensbedingungen, eine gute Infrastruktur sowie eine wohnraumnahe Versorgung. Heute leben etwa 11 300 Menschen in der zum Landkreis Dahme-Spreewald gehörenden Gemeinde.

Die Geschichte von Zeuthen

Ursprünglich bestand die heutige Gemeinde Zeuthen aus drei Dörfern: Zeuthen, Miersdorf und Gersdorf. Die erste urkundliche Erwähnung eines dieser Dörfer stammt aus dem Jahr 1317. Der Ortsteil Zeuthen hat slawische Wurzeln, was sehr deutlich an den früheren Ortsnamen „Czyten“ oder Czuten“, zu Deutsch: „Schotter“ oder „schütten“, erkennbar ist. Slawische Stämme sollen sich in der Region um Zeuthen schon während der Völkerwanderung im 7. /8. Jahrhundert niedergelassen und hier vorwiegend vom Fischfang und der Bienenzucht gelebt haben.

Miersdorf hingegen war weniger von slawischen, sondern von germanischen Stämmen besiedelt, die vom Ackerbau lebten. Der Ort war schon im 14. Jahrhundert ein typisches Bauerndorf mit eigener Kirche und ertragreichen Ackerflächen der Teltowplatte, einer in der letzten Eiszeit entstandenen Hochfläche. Ende des 19.Jahrhunderts wurde Gersdorf, der oft auch als Gerhardsdorp bezeichnete dritte ursprüngliche Ortskern des heutigen Zeuthen, nach Miersdorf eingemeindet.

Bauboom Ende des 19. Jahrhunderts

Blick auf das Seeufer von Zeuthen, vom Zeuthener See aus gesehen; Aufnahme aus dem Jahr 1913
Blick auf das Seeufer von Zeuthen, vom Zeuthener See aus gesehen; Aufnahme aus dem Jahr 1913

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, etwa um 1870, zog es viele Berliner, vor allem Kaufleute oder andere betuchte Hauptstädter, raus aus der Großstadt in die grüne Umgebung und vor allem ans Wasser. In Zeuthen wurden der Segelverein und der Yachtklub gegründet, erste Villen wurden direkt am Ufer des Zeuthener Sees gebaut. Aus dieser Zeit sind heute noch die Hertzog-Villa und einige andere Villen in der Zeuthener Seestraße erhalten.

Möglich wurde dies insbesondere durch den Anschluss Zeuthens an die Eisenbahnstrecke nach Berlin um 1866 – bis dahin mussten die Besucher von der etwa zehn Kilometer entfernten Bahnstation bei Königs Wusterhausen zu Fuß nach Zeuthen gehen. Findige Berliner Immobilienmakler kauften die Grundstücke der Bauern auf, parzellierten diese und verkauften sie weiter als Bauland. Zu dieser Zeit entstanden neben zahlreichen Straßen auch noch heute vorhandene Wohnviertel in Zeuthen und Miersdorf, wie z. B. das Bayrische Viertel, Falkenhorst, Waldidyll oder Heideberg.

Der Slogan „Der Traum von allen Großstadtleuten ist ein Grundstück im schönen Zeuthen“ löste in den 1920er und 1930er Jahren unter den Berlinern einen regelrechten „Run“ auf die verhältnismäßig preiswerten Grundstücke im Grünen und am Wasser aus.

Zeuthen und Miersdorf wachsen schnell

Zeuthener See
Zeuthener See

Die Einwohnerzahlen von Zeuthen und Miersdorf stiegen schnell. Lebten in Zeuthen z. B. Ende des 19. Jahrhunderts knapp 2 00 Menschen, waren es 1925 schon 2 000 und 1939 gar 4 000 Bewohner. Eine ähnliche Entwicklung hatte auch der Ort Miersdorf zu verzeichnen, und doch gab es Unterschiede. Während sich in Zeuthen vorwiegend reiche Berliner niederließen und dort villenartige Gebäude meist direkt am See errichteten, wohnten im „roten“ Miersdorf vor allem einfache Leute, was sich vor allem mit den verschieden hohen Grundstückspreisen erklären lässt.

Die im 13. und 14. Jahrhundert in Miersdorf errichtete rechteckige Feldsteinkirche, die um 1710 umfassend erneuert und im 19. Jahrhundert nochmals umgebaut und um einen höheren Turm ergänzt wurde, reichte für die Vielzahl der neuen Bewohner lange nicht mehr aus. Die Zeuthener wollte ein eigenes Gotteshaus. So entstand in Zeuthen die Martin-Luther-Kirche als eines der letzten im Jugendstil errichteten Kirchen in Deutschland. Außerdem wurden neue Schulen gebaut bzw. die alten erweitert, in Miersdorf entstand zudem 1937 ein neues Rathaus.

Zeuthen und Miersdorf wachsen zusammen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierten beide Dörfer unabhängig voneinander. Die Zerstörungen durch den Krieg waren nur marginal, nur einige wenige Häuser waren zerstört. Zahlreiche Kriegsflüchtlinge wurden einquartiert, Villen und Wohnungen umgebaut, um zusätzlichen Platz zu schaffen, Souterrainwohnungen entstanden. Und die Flüchtlinge blieben, gab es doch im nahen Berlin gute Arbeitsmöglichkeiten.

Der neu gegründete deutsche Staat brauchte in Berlin viele neue Arbeitskräfte, eine Unterbringung in den Randgebieten der Hauptstadt war die logische Folge. So siedelten sich in Zeuthen nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ministerien, der Polizei und der Staatssicherheit, sondern auch Künstler und Schauspieler an. 1957 wurden die Orte Zeuthen und Miersdorf zur neuen Gemeinde Zeuthen zusammengelegt.

Das DESY Zeuthen

Als heute zweiter Standort des Deutschen Elektronen-Synchrotrons Hamburg hat Zeuthen als Forschungsstandort eine lange Tradition. Ab 1933 entstand hier das Postinstitut, das sich bis 1945 vor allem mit Atomforschung im Auftrag des Dritten Reiches beschäftigte. In den 1950er-Jahren wurde das Institut in Miersdorf von der Akademie der Wissenschaften Berlin als Kernphysikalisches Institut übernommen. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde die Zeuthener Forschungsstätte zweiter Standort des DESY Hamburg mit den Forschungsschwerpunkten experimentelle und theoretische Elementar- und Astroteilchenphysik sowie Entwicklung von Elektronenquellen für Teilchenbeschleuniger.

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Bildquellen: Das Rathaus von Zeuthen, Brandenburg. Von Clemensfranz - Eigenes Werk, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98...

Blick auf das Seeufer von Zeuthen, vom Zeuthener See aus gesehen; Aufnahme aus dem Jahr 1913 Quelle: Amtsblatt der Gemeindeverwaltung Zeuthen (14.4.1993), gemeinfrei

Lake Zeuthen (Zeuthener See) in Zeuthen, Landkreis Dahme-Spreewald, Brandenburg, Deutschland. Von J.-H. Janßen - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46...

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